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Klientenzentrierte Psychotherapie

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Der „Klientenzentrierte Ansatz“ (in seiner Weiterentwicklung auch als „Personzentrierter Ansatz“ bekannt) geht zurück auf den amerikanischen Psychologen und Psychotherapeuten Prof. Carl R. Rogers (1902-1987). Carl Rogers ist neben Abraham Maslow und Virginia Satir Mitbegründer der Humanistischen Psychologie und Psychotherapie. Die Humanistische Psychotherapie wird bei den Psychotherapieverfahren als dritter Weg neben der Psychoanalyse und der Verhaltenstherapie verstanden.


Klientenzentrierte Psychotherapie, Psychoanalyse und Verhaltenstherapie

Von besonderer Bedeutung im Klientenzentrierten Ansatz ist die Auflösung des bis dahin bestehenden autoritären  Verhältnisses zwischen Therapeut und Patient. In diesem Paradigmenwechsel distanzierte sich Carl Rogers vom damals vorherrschenden Rollenverständnis des Psychoanalytikers, der das Verhalten, die Gefühle und Gedanken des Patienten
stillschweigend interpretiert. Vielmehr steht das Interesse an einer respektvollen und authentischen Begegnung von Mensch zu Mensch im Vordergrund.

Ebenso distanzierte sich Rogers mit seinem Personzentrierten Ansatz von der Verhaltenstherapie. Die Verhaltenstherapie stellt die Behandlung der Symptome einer „psychischen Störung“ in den Vordergrund, und verfolgt damit vielmehr einem objektiven Ansatz in der Therapie von menschlichen Subjekten. Hier steht daher beispielsweise die Behandlung einer „Depression“ und der Umgang mit ihrer typischen Symptomatik im Vordergrund. In der Personzentrierten Psychotherapie steht vielmehr die individuelle und subjektiv erlebende Person im Mittelpunkt, die ihre Depression erlebt und die durch die Therapie in ihrem ganz individuellen Prozess zurück in ihre Lebendigkeit begleitet wird.

Carl Rogers und die Entwicklung der Klientenzentrierten Psychotherapie

In
seinen umfangreichen Studien erforschte Rogers durch die Analyse zahlreicher Therapiegespräche, was einen hilfreichen
Psychotherapeuten ausmacht und was hilfreich für einen therapeutisch wirksamen Prozess ist. Hierbei entwickelte er vier zentrale Begriffe, die bis heute als Grundhaltung der Klientenzentrierten Therapie gelten: die Empathie, die urteilsfreie
Wertschätzung
, die Authentizität und (später) die Präsenz. Diese „Basisvariablen“ sind das Ergebnis seiner Studien und
stellen die hinreichenden und notwendigen Bedingungen dar, dass ein therapeutischer Prozess wirksam ist. Damit steht die Beziehung zwischen Therapeut und Klient als zentraler Wirkfaktor im Fokus der Klientenzentrierten/ Personzentrierten Psychotherapie.

Damit verbunden ist als Grundlage des Klientenzentrierten Ansatzes die Theorie der Humanistischen Psychologie. Hier wird beschrieben, dass der Mensch von Natur aus eine Selbstaktualisierungstendenz in sich hat. So verstanden befindet er sich in einem ständigen Prozess, bzw. einer ständigen Persönlichkeitsentwicklung. Selbstvertrauen, Selbstakzeptanz und damit verbunden ein zufriedenes Leben wird so als Potenzial verstanden, das bei entsprechenden Rahmenbedingungen entwickelt wird – das also jeder Mensch in sich trägt. Es wird davon ausgegangen dass der Klient grundsätzlich selbst ‚Experte für das  eigene Leben‘ ist, welches jedoch gegenwärtig nicht im Sinne seiner psychischen Gesundheit gestaltet, bzw. erlebt werden  kann. Der Psychotherapeut schafft für eine solche Entwicklung und Entfaltung die notwendigen Rahmenbedingungen. Durch  unehmende Bewusstheit und entsprechendem Umgang in Bezug auf die eigene Person, die eigenen Gefühle,  Gedanken und Bedürfnisse, wird dem Klienten ermöglicht, das eigene Leben neu auszurichten. „Meine Erfahrung hat mich  nach und nach zu der Schlussfolgerung gebracht, dass das Individuum in sich die latente, wenn nicht offene Fähigkeit und  Neigung hat, sich vorwärts auf psychische Reife hin zu entwickeln. Diese Tendenz wird in einem angemessenen psychologischen Klima frei, wird aktualisiert, anstatt potentiell zu bleiben. […] Diese Vorwärtsbewegung zeigt sich in der  Neigung zur Reorganisation seiner Persönlichkeit und seines Verhältnisses zum Leben, auf Wegen, die als reifer angesehen werden.

[…] es handelt sich um die Haupttriebfeder des Lebens und ist letztendlich die Tendenz, von der die ganze Psychotherapie abhängt. Es ist der Drang, der sich in allem organischen und menschlichen Leben zeigt […]“

Carl R. Rogers (2009): Entwicklung der Persönlichkeit. S. 49

Bis heute sind diese Forschungsergebnisse von Rogers aktuell. Unabhängig jeder Technik und Methode ist der Erfolg einer  Psychotherapie zu etwa 90% auf die Qualität der Beziehung zwischen Klient und Therapeut zurückzuführen.

Wie erlebt der Klient eine „Klientenzentrierte Psychotherapie“?

In meiner persönlichen Erfahrung während meiner Ausbildung hat mich besonders fasziniert, dass ich mich im Beisein  einer anderen Person (also des Therapeuten) mit mir selbst auseinandersetzen konnte, ohne dass ich mich für meine  Gedanken und Gefühle rechtfertigen musste und ohne dass diese von außen bewertet oder interpretiert wurden. Ich  habe selbst meine Erkenntnisse entwickeln und meinen eigenen Weg gehen dürfen, ohne vom gegenüber auf „richtig  oder falsch“ hingewiesen zu werden. 

Im Zentrum der Klientenzentrierten Psychotherapie steht der Klient mit seiner subjektiven Erfahrung. Im Mittelpunkt steht seine individuelle „Sicht auf die Dinge“, also seinem ganz eigenen Erleben.  Nicht die vermeintlich objektive (und damit meist moralisch-normative) Sicht des Therapeuten ist hier von Bedeutung. Es  geht daher weniger um die Frage „Wie MAN es sehen und verstehen sollte“, sondern „Wie ICH (Klient) es erlebe“.  Klientenzentrierte Psychotherapie ist eine erfahrungsorientierte Psychotherapie. Der Therapeut hat hierbei also nicht die  Aufgabe, den Klienten darüber aufzuklären, was seiner „Expertenmeinung“ nach richtig für ihn wäre. Er hat vielmehr das  Anliegen, den Klienten „zu sich selbst“ in seiner Erfahrung zu begleiten. Also dass dieser für sich überprüfen kann, ob seine  Entscheidungen, Verhaltensweisen, Einstellungen und Sichtweisen seiner authentischen Persönlichkeit entsprechen. Das  Ziel im Klientenzentrierten Ansatzes ist es, dem Klienten die Möglichkeit zu geben, mit sich selbst in einen tieferen Kontakt zu kommen. In der Weiterentwicklung durch „Focusing“ durch Rogers Kollegen Eugene Gendlin wurde neben der  Gesprächsebene auch die körperorientierte Erfahrungsebene integriert. So wird zunehmend ein tiefes Selbst-Verständnis und Selbst-Bewusstsein entwickelt. Dadurch kommt der Klient „von sich aus“ zu neuen Perspektiven und Lösungen in schwierigen Lebensphasen oder im Umgang mit sich selbst und den eigenen Gedanken und Gefühlen. Die Beziehung zu sich selbst verändert sich. Der Therapeut begleitet diesen Prozess mit persönlicher Empathie, Wertschätzung, Authentizität und Präsenz. Er unterstützt den Klienten sozusagen dabei, neue Konzepte, Sichtweisen und Lösungen für sich selbst zu entwickeln.

Wenn Sie weitere Infos zum Ablauf einer Therapie bei mir suchen, finden Sie diese hier.


weiterführende
Literatur:

Carl Rogers (2012): Therapeut und Klient. Grundlagen der Gesprächspsychotherapie. 21. Aufl. Frankfurt a.M.: Fischer.

Carl Rogers (2009): Die Klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie. Client-Centered Therapy. 18. Aufl. Frankfurt a.M.: Fischer.

Carl Rogers (2009): Entwicklung der Persönlichkeit. Psychotherapie aus Sicht eines Therapeuten. 17. Aufl. Stuttgart: Klett-Cotta.

Carl Rogers (1978): Die Kraft des Guten. Ein Appell zur Selbstverwirklichung. München: Kindler.

Norbert Groddeck (2002): Carl Rogers. Wegbereiter der modernen Psychotherapie. Eine Biographie. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgemeinschaft.

u.v.m


Links:

Gesellschaft für Personzentrierte Psychotherapie und Beratung e.V.

akt – Arbeitskreis für klientenzentrierte Therapie und humanistische Pädagogik